KROKUS – „Big Rocks“ (CD-Review)

Die Schweizer Vorzeigeband KROKUS kann ja mittlerweile auf eine beachtliche Karriere verweisen und seit sich die Streithansln Chris Von Rohr und Marc Storace wieder vertragen, ist ja auch wieder alles im Lot! Und sie haben ein neues Album. Und das neue Album heisst „Big  Rocks“ und ist ein Cover-Album vom Feinsten. Nun haben Krokus aber nicht mangels eigener Ideen auf die Schnelle ein Cover-Album zum abcashen rausgebracht, sondern vielmehr verbeugen sie sich musikalisch vor dieser interessanten Sammlung an weltbekannten Songs und deren Urhebern, – jeder dieser Songs hat für einen oder mehrere Krokus-Musiker eine spezielle Bedeutung und somit haben sie diesen Klassikern neues Leben eingehaucht, haben sie ver-krokus-iert und teilweise etwas sehr anders interpretiert. Und das Experiment ist mehr als gelungen!

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Die fetten Akkorde von Black Sabbath’s „N.I.B.“ wurden sozusagen zu einem mächtigen Opener verbraten und das kommt schon mal gut. Der Hammer ist aber der erste volle Track, der Queen-Klassiker „Tie Your Mother Down“. Leck mich am Arsch, das fährt so saugeil ab, voll Saft und Kraft, mit einem unglaublich mächtigen Sound und soooo geil gespielt! Pfoah! Das zieht dir glatt einen Mittelscheitel und zeigt eindrucksvoll, welch geile Band Krokus in Wahrheit ist! Und das gilt für alle: groovige Rhythmsection, geile Gitarren und Marc Storace singt in Höchstform. Das geht auch so weiter: „My Generation“ (The Who) kommt satter als das Original, OK, die Tontechnik hat sich in den letzten 50 Jahren ja aber auch sehr verändert und weiterentwickelt, doch während The Who den Song sehr „diszipliniert“ rockten, kommt das Ganze bei Krokus relaxter, so versucht z.B. Chris Von Rohr gar nicht erst das legendäre Bass-Solo von John Entwistle Ton für Ton nachzuspielen, sondern hat seine eigenen Bass-Lines kreiert. Und das kommt gut. Ähnlich liegt der Fall beim The Troggs-Überhit „Wild Thing“, nur dass bei The Troggs wahrscheinlich die ersten Punk-Spuren der Musikgeschichte zu hören waren und Krokus den Song eher laid back und chillig spielen. Beim nächsten Cover, „House Of  The Rising Sun“, ist der Unterschied zum Original bisher am deutlichsten. Waren bei The Animals noch die 60er hörbar, so haben die Schweizer dem Song ein bluesiges Kleid geschneidert und fetzige Gitarren haben dem Song endgültig die schon immer nötige Härte verpasst! „Rockin‘ In A Free World“ kommt satt und strotzt nur so vor Saft und Kraft, ein cooler Song in einer coolen Version. „Gimme Some Lovin'“ ist dann wieder ein musikalischer Lotto-Sechser, denn diese Version ist echt ein Hammer, da pumpt der Bass, da fräsen die Gitarren und Storace singt genial, – was er übrigens auf ausnahmslos jedem Song tut!

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Led Zeppelin’s „Whole Lotta Love“ ist auch amtlich geworden, diese Version ist ebenfalls über jeden Zweifel erhaben. Ein echtes Highlight ist dann der „Summertime Blues, von dem es wahrscheinlich tausende Covers gibt. Die von Krokus hat satte Rock-Power mit Eiern und „meh Dräck“. „Born To Be Wild“ von Steppenwolf hatten sie ja schon auf ihrem letzten Studio-Album drauf. Das kannte man ja schon. Für jene, die das noch nicht gehört hatten: auch hier lassen Krokus nix anbrennen und fackeln den Klassiker ab, dass es eine wahre Freude ist. „Quinn The Eskimo“ aus der Feder von Bob Dylan ist wahrscheinlich besser bekannt unter dem Namen „Mighty Quinn, die Nummer hiess aber im Original „Quinn The Eskimo“. Die Schweizer haben einen fetten Rocksong daraus gemacht, hier machen geile Gitarren glatt vergessen, wie lauwarm der Song bei Bob Dylan klingt, denn die Version der Manfred Mann’s Earthband war ja bekanntlich auch sehr amtlich. „Jumpin‘ Jack Flash“ hat auch nix mehr mit der Halbgas-Version der Rolling Stones zu tun, hier wird mehr aufs Gas gedrückt und derart rotzig freche Gitarren vermögen die Stones erst gar nicht zu spielen! Und zum Schluss haben sie noch einen Song von sich selber „gecovert“: „Backseat Rock’n’Roll“ vom 1980er Album „Metal Rendez-Vous kommt in der neuen Version halt einen Zacken moderner rüber, ein geiler Song aber war das schon damals. Und dann herrscht Ruhe. Warum beginnt die CD nicht wieder von vorne? Oh! Ein „hidden Track“ kommt noch… ein Outtake… quasi eine „Whole Lotta Love“-Ending Session mit screaming vocals und einem sehr lässigen Gitarrensolo. Ende gut, alles gut! Unterm Strich ein Klasse-Album von einer Klasse-Band, die sich einen Herzenswunsch erfüllt hat und ihre Lieblingssongs neu aufgenommen hat. Und das haben sie gut gemacht. Sehr gut sogar!

Rating: 8 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

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Tom
Über Tom 749 Artikel
X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.