Verein „TELFS LEBT“ – Interview mit Christian Santer

Seit über zehn Jahren organisiert der Kulturverein Telfs lebt“ unterschiedlichste Veranstaltungen und hat damit die Musik- und Kulturszene Tirols wesentlich mitgestaltet. So traten in den letzten Jahren Kabarettgrößen wie Alfred Dorfer, Stermann & Grissemann sowie Gernot Kulis auf. Airbourne, Saxon oder Black Label Society füllten den Rathaussaal und für die Kleinsten gab es „Bibi Blocksberg“, „Simsala Grimm“ oder „Lauras Stern“ zu sehen.

Auch 2019 ist der Verein sehr aktiv und hat viele Termine mit Kabarett, Kinderprogramm und Konzerten bekannt gegeben. Im Rathaussaal in Telfs treffen wir Christian Santer, Vorstandsmitglied des Vereins, und nutzen die Gelegenheit ihm einige Fragen zu stellen.

X-ACT: Wie seid ihr auf die Idee gekommen, einen Verein zur Durchführung von Veranstaltungen zu gründen?

Christian: „Die Idee zu dem Verein kam uns vor über zehn Jahren anlässlich eines Konzertes der Quireboys in Wörgl. Zu der Zeit war in Telfs leider nicht viel los. Wir haben dann 2008 ein Konzert der Quireboys in Telfs veranstaltet. Nachdem dieses Konzert von den Besuchern so gut angenommen wurde, entschieden wir uns, einen Kulturverein zu gründen.“

X-ACT: Wie viele Mitglieder zählt euer Verein und wie viele arbeiten bei den diversen Veranstaltungen mit?

Christian: „In der Zwischenzeit besteht unser Verein aus 285 Mitgliedern, wobei der größte Teil fördernde Mitglieder sind. Im Vorstand selber sind wir zur Zeit sechzehn Mitglieder. Die Mitglieder unseres Vorstandes arbeiten bei den Veranstaltungen alle mit, bei größeren Veranstaltungen brauchen wir aber sicher noch zusätzlich Helfer, da arbeiten dann oft über dreißig Mitglieder vor und hinter der Bühne, beim Einlass, an der Bar und so weiter.“

X-ACT: Ihr deckt mittlerweile ein recht großes Spektrum an Veranstaltungen ab – Konzerte, Kabarett und auch Veranstaltungen für Kinder. Gibt es da jeweils Spezialisten unter euch?

Christian: „Es war uns von Anfang an ein Anliegen und ein Ziel, so ein großes Spektrum anzubieten. Wir wollten sozusagen Veranstaltungen für alle Telfer organisieren. Wir haben relativ schnell festgestellt, dass das Publikum unterhalten werden will und gerne lacht. Deshalb veranstalten wir ein bis zwei Kabarett-Abende im Jahr. Außerdem sind Kabaretts vom finanziellen Risiko her nicht so hoch einzustufen. Es war uns auch von Anfang an wichtig, etwas für die Kinder anzubieten. Nachdem der Vorstand sehr rocklastig ist, haben sich viele Konzerte zwangsläufig ergeben. Wir hatten aber auch Wolfgang Ambros oder Papermoon bei uns, weil uns wie gesagt, Vielfältigkeit wichtig ist.“

X-ACT: Wie entscheidet ihr dann, welchen Act ihr veranstaltet?

Christian: „Das wird im Vorstand entschieden, basisdemokratisch. Wir schauen, was uns allen am besten taugt und das machen wir dann.“

X-ACT: Welches Konzert, neben eurem ersten mit den Quireboys, hast du in Erinnerung?

Christian Santer: Freiwild und das nicht nur, weil es erst im heurigen Frühjahr als Clubkonzert über die Bühne ging. Sondern, weil es auch sehr polarisiert hat. Es hat im Vorfeld sehr viel für aber auch wider gegeben. Selten war ich vor einem Konzert so angespannt, und rückblickend so erleichtert, weil alles so glatt über die Bühne gegangen ist. Alle Befürchtungen haben sich in Luft aufgelöst. Es war schon von der Größe eine Band, die normalerweise nicht mehr im Rathaussaal in Telfs spielt. Aber auch Airbourne oder Black Label Society sind Oberliga und Wolfgang Ambros zu veranstalten war wirklich toll für mich. Aber neben den großen Veranstaltungen sind es die kleinen Perlen, die uns besonders freuen. Wir hatten zwar nicht Kiss im Rathaussaal, aber Eric Singer oder auch Chris Slade. Da kann man schon sagen, dass es uns immer wieder gelungen ist, ganz spezielle Veranstaltungen anzubieten.“

X-ACT: Nachdem du gerade Freiwild, aber auch Airbourne oder Black Label Society angesprochen hast. Engagiert ihr bei solchen Veranstaltungen eine professionelle Security, oder deckt ihr diesen Bereich auch mit eigenen Mitgliedern ab?

Christian: „Da arbeiten wir auf alle Fälle mit professionellen Firmen zusammen. Heutzutage kannst du dir keine Warnweste mehr anziehen und Security spielen. Das ist auch ein Anspruch von uns, dass dieser Bereich professionell abgedeckt wird, auch im Sinne der Sicherheit für die Künstler und das Publikum. Natürlich ist das mit Kosten verbunden und wenn man die gesamten finanziellen Aufwendungen sieht, die mit der Veranstaltung von Konzerten verbunden sind, dann muss ich schon sagen, dass du heute als Veranstalter in diesem Bereich sicher nicht mehr reich wirst. Die ganzen Auflagen, die zu erfüllen sind, machen es noch einmal schwerer. Da haben wir als Kulturverein einen Vorteil, weil die einzelnen Mitglieder viele Stunden ehrenamtlich tätig sind. Das wäre sonst ja überhaupt nicht mehr zu bezahlen.“

X-ACT: Wie du sagst, habt ihr in den letzten Jahren ziemlich viele Veranstaltungen auf die Beine gestellt. Habt ihr in dieser Zeit nie Probleme mit den Anwohnern gehabt, der Rathaussaal liegt ja ziemlich im Zentrum?

Christian: „Da wir mit unserem Verein pro Jahr doch nur etwa fünf Veranstaltungen im Jahr organisieren, gibt es in dieser Beziehung eher keine Probleme. Wir sind aber auch bemüht, der Gemeinde entgegenzukommen und schauen darauf, dass unsere Veranstaltungen nicht zu spät enden und haben auch über die Jahre gesehen sehr verständnisvolle Nachbarn. Wir schauen aber auch darauf, dass wir die Nachbarn immer wieder einmal zu einer Veranstaltung einladen. Die größeren Herausforderungen sehe ich in der Logistik. Mit den Sattelschleppern und den Tourbussen ins Zentrum zu kommen, ist nicht immer ganz einfach. Insgesamt sind natürlich schon viele Veranstaltungen im Rathaussaal, aber der Saal als Veranstaltungszentrum gehört meiner Meinung nach auch ausgelastet.“

X-ACT: Uriah Heep wurde ja nicht vom Verein veranstaltet. Aber kannst du unseren Lesern doch kurz schildern, was da damals bei der Konzert-Absage genau abgelaufen ist?

Christian: „Ja, gerne. Dieses Konzert veranstalte ja ich. Die Trucks mit dem Equipment wurden nach dem Istanbul-Gig an der serbischen Grenze aufgehalten. Die ganzen Arbeiter waren aber schon im Bus voraus und so mussten die beiden LKW-Fahrer das gesamte Equipment ent- und dann wieder beladen, weil jedes einzelne Teil streng kontrolliert wurde. Es wurde ja sogar noch für das Konzert am nächsten Tag in Wien eng, weil die LKWs dort erst im Laufe des Nachmittags ankamen. Das ist mir noch nie passiert, dass ich ein Konzert am Tage der Veranstaltung absagen musste. Aber wir haben jetzt einen idealen Ersatztermin gefunden. Das Konzert mit Uriah Heep und No Bros wird am Samstag, 31. August stattfinden, der Vorverkauf läuft gut. Also freuen wir uns schon auf das Konzert.“

X-ACT: Zum ursprünglichen Termin hätte es ja eine Terminkollision mit dem Konzert von Ozzy Osbourne in München gegeben…

Christian: (lacht) „Ja, und dann sind beide Konzerte ausgefallen. Wie ich gesehen habe, dass die Ersatztermine für Ozzy angekündigt werden, habe ich mir schon gedacht, nicht dass die Konzerte wieder zugleich stattfinden, aber Ozzy wird erst 2020 in München auftreten.“

X-ACT: Demnächst stehen ja Die Seer auf dem Programm – die Vorbereitungen dürften da ja schon auf Hochtouren laufen?

Christian: „Natürlich, das Konzert der Seer ist eine große Veranstaltung und findet auch nicht im Rathaussaal, sondern in der Kuppelarena statt. Dort finden über 3.000 Fans Platz. Ich hoffe, es wird ein großes Fest, das Mitte Juni stattfinden wird.“

X-ACT: Welche Voraussetzungen muss eine Band erfüllen, damit ihr ein Konzert mit ihnen organisiert?

Christian überlegt kurz: „Aufgrund der geringen Anzahl der Veranstaltungen im Jahr suchen wir uns die Bands zum Großteil aus und schreiben diese auch an. Wir haben uns ja auch mittlerweile einen Namen gemacht und haben zu vielen Agenturen einen guten Kontakt aufgebaut.“

X-ACT: Welche Künstler fehlen noch auf deiner oder eurer Wunschliste?

Christian: „Seit unserer Vereinsgründung wollten wir schon immer Cinderella machen. Auch wenn es sie in der ursprünglichen Besetzung nicht mehr gibt. Tom Keifer haben wir mehrmals angefragt. Das Problem ist nur, dass er nicht so gerne nach Europa kommt. Cinderella und Telfs hat ja eine gemeinsame Geschichte. 1994 hätten Cinderella bereits im Rathaussaal gespielt, nur ist uns da der Irak-Krieg dazwischen gekommen. Steel Panther wären auch ein Thema für uns, oder auch Gotthard. Aber auch Acts die schon bei uns gespielt haben, sind für uns interessant, wenn es Neues bei denen gibt – zum Beispiel Eric Singer oder auch John Corabi, auch mit den Dead Daisies. Bereits fixiert haben wir ja im November Queensryche. Das wird sicher auch ein lässiges Konzert.“

X-ACT: Haben heimische Bands eine Möglichkeit bei euch aufzutreten – eventuell auch im Vorprogramm?

Christian: „Natürlich, im Vorprogramm haben immer wieder heimische Bands gespielt und das Publikum begeistert. Mit Midriff, Tasha, Serenity oder The Pure sind ja auch schon einige einheimische Bands bei uns aufgetreten und vor Uriah Heep spielen ja bekanntlich die Tiroler Hard-Rock-Legenden No Bros!“

X-ACT: Noch eine Frage zum Abschluss. Wenn jemand, der sich für Kultur oder Musik begeistert, von euren Ideen oder von eurem Kulturverein angetan ist und euch unterstützen will, was kann der tun?

Christian: „Jeder hat die Möglichkeit förderndes Mitglied zu werden. Der Mitgliedsbeitrag beträgt € 10,– im Jahr, das ist überschaubar. Jedes Mitglied bekommt dann einen Infobrief, damit er über unsere Aktivitäten auf dem Laufenden gehalten wird. Mittlerweile haben wir bereits Mitglieder aus Vorarlberg, aus Südtirol und auch aus dem deutschen Raum.“

X-ACT: Und wenn jemand bei euch mitarbeiten will?

Christian: „Bei unseren Veranstaltungen haben wir schon einen festen Kreis, der mitarbeitet, aber wenn jemand bei uns Mitglied werden und mitarbeiten will, kann er das gerne tun. Wir sind nicht so überheblich zu sagen, den brauchen wir nicht.“

X-Act: Dann sage ich danke für das Gespräch und wünsche dir und uns noch viele tolle Veranstaltungen vom Verein „Telfs lebt“.

Interview by MICHAEL STECHER

Info & Veranstaltungskalender: Telfs lebt auf facebook oder Telfs lebt auf ihrer offiziellen Homepage!

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.