
Am Vortag des obergeilen Konzerts der Wiener Band FLOYD DIVISION (Review steht HIER!) traf ich den behördlich anerkannten Prog-Spezialisten, sowie Floyd Division-Bandleader, -Mastermind und -Sänger ROMAN BISCHOF in Dornbirn im „Hotel Bischof“, – na wenn das nicht passt wie die Faust auf’s Auge?! – zum Interview und stellte ihm ein paar Fragen zu seiner umjubelten Pink Floyd Tribute-Band Floyd Division, sowie zu seiner Zweitband Sound Diary und über die Wiener Prog-Szene, die er gerade mit viel Herzblut vom Dornröschenschlaf wachküsste! Roman Bischof ist ein unglaublich guter Sänger, der die Floyd-Songs astrein und detailverliebt singt. Und ein netter wie kompetenter, interessanter und Prog-fachkundiger Gesprächspartner, wie sich herausstellte. Aber nun alles schön der Reihe nach…
X-ACT: Was war deine ursprüngliche Intention, eine Pink Floyd Coverband zu gründen?
Roman Bischof: Da muss ich ein Stück zurückgehen, – mein Vater war schon ein Riesen-Pink Floyd-Fan, eigentlich Freak möchte ich sagen, – und im Alter von 12 oder 13 Jahren habe ich schon „Dark Side Of The Moon“ rauf und runter gehört, – also zuerst war ich vom Cover begeistert und dann habe ich die Musik dazu gehört und war hin und weg. Ich habe dann in weiterer Folge diverse progressive Rock-Sachen gehört und mit etwa 15 Jahren habe ich begonnen, Schlagzeug zu spielen und ab dann war mir schnell klar, dass ich irgendwann Pink Floyd-Songs auf die Bühne bringen möchte, das hat aber lange nicht funktioniert, – erst 2009 war es dann soweit. Aber die Intention ist quasi vererbt…
X-ACT: Seit wann gibt es diesen Floyd-Coverband-Boom?
Roman Bischof: Angefangen hat alles anfangs der 90er-Jahre, als Pink Floyd am Ende der „Division Bell“-Tour nicht mehr musizierten…
X-ACT: Früher gab es ja überhaupt keine Floyd Coverbands, dann ein paar und jetzt schiessen sie wie Schwammerl aus dem Boden…
Roman Bischof: Ja, stimmt, in Deutschland gibt es fast schon in jedem Bundesland eine Floyd-Coverband…

X-ACT: Floyd Division spielen auf einem sehr hohen Qualiätslevel…
Roman Bischof: Naja, das hat aber nicht von Anfang an funktioniert, denn ich musste ja erst einmal die Musiker finden. Es hat anfangs Versuche gegeben, mit ein paar Profi-Musikern aus Wien, aber das ist schnell gescheitert, weil für die Profis das Geld wichtiger war, als die Songs, – dann habe ich Geri Cuba kennengelernt und der hatte auch den selben Wunsch, das auf die Beine zu stellen und dann waren da ein paar glückliche Zufälle und die Schaltung von Inseraten und alles zusammen bewirkte dann, dass sich Musiker, einer nach dem anderen, meldeten und die wiederum andere Musiker kannten und zur Band brachten und binnen einem Jahr ist die Truppe gestanden, inklusive eines Technikers, der sich auch dazugefunden hat. Und wenig später dann auch ein Lichttechniker, also es war eine sehr spannende Zeit, wo ein Stein den anderen ins Rollen brachte und wir haben eben gesagt: wenn wir es machen, dann schrauben wir uns den Qualitätslevel so hoch und orientieren uns an den „P.U.L.S.E.“-Versionen. Wir waren alle sehr geblendet von diesen Versionen, „P.U.L.S.E.“ gilt ja nach wie vor als Meilenstein, – und das würden wir gerne reproduzieren, also wir orientieren uns nach wie vor an diesen Versionen, und da wirklich lauter bestausgebildete Musiker dabei waren, war es auch nicht so schwer, den Qualitätsanspruch zu erfüllen. Allein unser Gitarrist Cuba hatte ja schon den typischen Gilmour-Sound, weil er ja jahrelang Gilmour spielte und weil er selber ein Fan ist, auch als Gitarrist… Und dann hat eben jeder seinen Teil dazu beigetragen und auch das dazu nötige Equipment gekauft, denn dazu braucht man ja auch die nötigen Effekte usw., und dabei hatte ich das Glück, dass ich echte Freaks gefunden habe! Die machen das alle gerne, investieren Zeit und Geld, um auch dementsprechende Sounds zu bringen. Das ist ja eine lange Soundtüftelei, wie du dir vorstellen kannst!
X-ACT: Also wenn ich eine Pink Floyd-Coverband machen würde, ich hätte ein Problem mit der Songauswahl, weil es ja im Laufe der Floyd-Karriere auch verschiedene Phasen gab und da gibt es welche, die mir weniger gefallen und manche, auf die ich total stehe und das Publikum sieht das wahrscheinlich wieder total anders…
Roman Bischof: Also, „P.U.L.S.E.“ ist ja in Wirklichkeit ein „Best Of“-Programm, aber wir spielen auch manche Alben komplett durch. „Dark Side Of The Moon“ muss man einfach spielen. Und ich bin jemand, der auch die Floyd-Frühphase gerne mag und mir war wichtig, dass wir „Echoes“ oder „Set The Control For The Heart Of The Sun“ sielen. Die „Animals“-Songs konnte ich meinen Jungs auch nicht gleich schmackhaft machen. Das war wirklich ein langer Prozess, diese Songs auch einzubringen. Am Anfang hiess es z.B. „Echoes“ ist so lang und so, aber ich habe ihnen erklärt, wenn jemand ein echter Pink Floyd-Fan ist, dann will er genau das hören! Und mittlerweile lieben die Musiker diese Songs. Aber wie gesagt, bei den älteren Songs hat es ein bisschen Überzeugungsarbeit meinerseits gebraucht.
X-ACT: Gibt es Pläne, das Programm zu erweitern?
Roman Bischof: Naja, wir sind jetzt am Überlegen, ob wir auch ein paar Solo-Sachen mit reinnehmen, oder was vom letzten offiziellen Floyd-Album „The Endless River“ mit ins Programm nehmen, da ist ja mit „Louder Than Words“ ein ganz toller Song dabei. Aber punkto Programm-Auswahl ist das so eine Sache, vergleichbar in etwa mit einer Speisekarte: du kannst es nicht Jedem rechtmachen. Nach den Konzerten kommen ja auch immer wieder Fans und meinen: „Wir würden uns mehr von „Division Bell“ wünschen“ und wieder ein anderer meinte, er würde gerne mehr von „Atom Heart Mother“ hören… und ehrlich, du hast keine Chance, es allen recht zu machen. Und wenn man noch so viele Leute glücklich macht, irgendwer ist immer enttäuscht, weil gerade sein Lieblingssong nicht im Programm war…
X-ACT: Vor allem wird irgendwann die Spielzeit zu lang…
Roman Bischof: Eben… wir spielen ja eh schon zweieinhalb bis drei Stunden und recht viel mehr geht ja ohnehin nicht…
X-ACT: Habt ihr schon mal überlegt, Schwerpunktprogramme zu machen, also komplette Alben usw.?
Roman Bischof: Wir haben uns schon mal überlegt, „The Wall“ komplett zu spielen, aber das ist ein ziemlich langer Vorbereitungsprozess und ehrlicherweise ist es schlicht und ergreifend an der fehlenden Zeit gescheitert. Aber wir überlegen immer wieder, diese Schwerpunktprogramme zu spielen, es hat auch schon ein paar gute Ideen gegeben, aber zur Umsetzung sind sie noch nicht gekommen, weil eben die Zeit dazu nicht da war.
X-ACT: Also mir hat das damals gut gefallen, wie David Gilmour auf Burg Clam „Dark Side Of The Moon“ komplett gespielt hat…
Roman Bischof: Ja das haben wir auch schon mal gemacht, also „Dark Side“ ist ja ohnehin Pflicht und das haben wir auch schon in einem Rutsch durchgespielt. Also meistens sogar, aber bei der aktuellen Tour lassen wir ein paar Songs aus, weil wir dafür andere ins Programm genommen haben.
X-ACT: Spielt ihr auch „One Of These Days“?
Roman Bischof: Ja klar!
X-ACT: Also eine internationale Musikjournalisten-/Experten-Kommission hat ja unlängst „One Of These Days“ zu meiner Verwunderung als „allererste Techno-Nummer der Welt“ gekürt. Wie siehst du das?
Roman Bischof: Das ist erstens lächerlich und zweitens auf alle Fälle Gotteslästerung!
X-ACT: Anderes Thema: Pink Floyd hatten ja immer legendäre Live Shows mit irrem Licht-Design, wie wollt ihr diesen Part erfüllen?
Roman Bischof: Also diesen Part kann man niemals gerecht werden, wir müssen in dieser Angelegenheit wesentlich kleinere Brötchen backen. Wir schauen schon so gut als möglich, auch optisch was zu bieten, aber die Veranstalter wollen dann auch nicht soviel Geld ausgeben. Wir hätten die Kontakte für Laser-Shows etc., aber da explodieren schon mal die Kosten. Wir würden ja gerne immer mit tollem Visual-Konzept fahren, aber das geht eben nicht immer. Aber wir versuchen, unseren Shows ein ähnliches Gesamtkonzept zu geben, z.B. spielen wir vor Beginn der Show Soundscapes und auch in der Pause sind Soundscapes zu hören. Es gibt auch keine Support Band, wenn wir als Headliner unterwegs sind. Es haben ja bei Pink Floyd früher nicht die Stones oder Toto im Vorprogramm gespielt, die hatten ja auch immer Soundscapes. Es ist mir wichtig, ein Konzert regelrecht zu zelebrieren, aber den Anspruch zu erheben, die Grösse und den Aufwand wie dereinst Pink Floyd zu erreichen, ist unrealistisch!
X-ACT: Aber wollen die Leute nicht die „grosse Show“ zu Pink Floyd-Musik?
Roman Bischof: Das ist so eine Sache, jene, die Pink Floyd live gesehen und gehört haben, kommen natürlich und hätten gerne mehr Show. Aber es gibt auch Leute, und das ist die Mehrheit, die keine Konzertgeher waren oder nicht mehr die Chance hatten, Floyd live zu sehen, die also nur die Musik kennen und lieben, also diejenigen würden auch kommen, wenn wir die Bühne nur mit vier Taschenlampen beleuchten würden. Pink Floyd könntest du auch auf einer Briefmarke spielen und das würde funktionieren und genau das ist ja das schöne an der Musik von Pink Floyd!
X-ACT: Was ist deine Zukunftsperspektive für Floyd Division?
Roman Bischof: Also erstens möchte ich diese Truppe zusammenhalten, das ist mir wichtig, weil es wirklich eine eingespielte Truppe ist. Weiters möchte ich die Leidenschaft aufrecht erhalten, denn man sieht es ja bei einigen Pink Floyd-Coverbands, die das beruflich machen, dass die zum Teil das Programm nur mehr lustlos herunterspielen und die Leidenschaft längst verloren gegangen ist. Also ist es mir in erster Linie wichtig, die Leidenschaft zur Musik, zu Pink Floyd aufrecht zu erhalten. Aber es wäre gelogen, zu sagen, dass ich die Band nicht gerne in die Top 3 der Pink Floyd-Coverbands europaweit und weltweit bringen würde!
X-ACT: Ist irgendwas geplant hinsichtlich Live-Album oder Live-DVD?
Roman Bischof: Wir wollten aus unserem „Gasometer“-Konzert ursprünglich eine DVD machen, was letztendes leider nicht funktioniert hat, dann haben wir halt die einzelnen Tracks auf youTube gestellt. Aber es ist für nächstes Jahr durchaus denkbar, aber es ist ja auch eine Kostenfrage, es kostet ja gleich eine Lawine.
X-ACT: Gibt es nicht Publikumswünsche, nach CDs, T-Shirts, DVDs?
Roman Bischof: Nach CDs bin ich schon sehr oft gefragt worden, und es wird sicher mal eine Live-CD oder eine Live-DVD geben, – aber ins Studio zu gehen und nochmals „Dark Side Of The Moon“ aufzunehmen, das bringt es dann wirklich nicht, da kann man sich nur die Finger verbrennen! Wie bitte sollte man DAS besser aufnehmen?
X-ACT: Welche Pläne gibt es noch punkto Floyd Division?
Roman Bischof: Also ich würde gerne 2017/2018 eine österreichische Hauptstädte-Tour machen. Live in allen Hauptstädten zu spielen und in Wien in der Stadthalle, wenn auch nur in der kleinen Halle, aber immerhin, – das wäre was und daran arbeite ich!

X-ACT: Du bist jetzt bei einer Wiener Prog-Band eingestiegen, – ist das ein Nebenprojekt oder gleichrangig?
Roman Bischof: Sound Diary heisst diese Band und ich nehme das natürlich auch sehr ernst, aber Floyd Division ist natürlich schon mein „Hauptprojekt“. Das liegt aber auch daran, dass ich es gross gemacht habe und ich auch das Management und Booking mache. Bei Sound Diary ist das Schöne, dass hier eigene Songs gemacht werden. Ich habe ja schon vor Jahren eigene progressive Sachen gemacht, u.a. auch mit Schaffensdrang usw. und ich habe in letzter Zeit schon gemerkt, dass mir das Komponieren und Texten irgendwie abgeht. Und in einer Band zu spielen, die eigene Songs schreibt schweisst die Mitglieder noch einmal mehr zusammen und wochenlang im Proberaum hängen und an eigenen Songs zu basteln und zu tüfteln liegt mir sehr am Herzen und macht sehr viel Spass!
X-ACT: …aber auf der aktuellen Sound Diary-CD „A Book In My Hand“ bist du noch nicht dabei?
Roman Bischof: Nein, – aber wir arbeiten gerade an einem Konzeptalbum und so wie es aussieht, wird das im nächsten Jahr fertig werden! Es gibt bereits eine Handvoll Songs, die wir auch schon live spielen!
X-ACT: Wie sieht es mit Konzerten aus?
Roman Bischof: Naja, es tut sich schon was, aber halt noch nicht in dem Ausmass, wie wir es gerne hätten. Am 19. November 2016 spielen wir mal im „Club Wakuum“ in Graz. Aber es muss zuerst genug neues Material her, wir wollen mit Sound Diary weg vom alten Material du das dauert halt noch ein Zeit’l…
X-ACT: Du hast ja Pendragon in Wien veranstaltet und weitere Prog-Event organisiert, möchtest du in diese Richtung mehr machen?
Roman Bischof: Ich würde gerne mehr machen, habe aber leider nicht die Zeit-Ressourcen, die dazu notwendig wären. Obwohl ich mir schon mal überlegt habe, eine Agentur mit einem klingenden Namen zu gründen und in Wien und Umgebung aus der Prog- und Neo-Prog-Rock-Szene, die ich auch sehr schätze und liebe, Acts zu buchen und zu versuchen, eine Lobby bzw. eine Szene aufzubauen und zu betreiben. Aber das ist natürlich auch wieder eine zeitintensive Angelegenheit und ich muss aufpassen, dass ich nicht „Hans-Dampf-in-5-Gassen“ werde, weil dann bleibt irgendwas auf der Strecke und das möchte ich wiederum auch nicht…
X-ACT: Wie stark ist die Wiener Prog-Szene?
Roman Bischof: Es ist so, dass man einfach in kleineren Dimensionen denken muss, Steven Wilson geht überall, der ist wirklich ein Klasse-Act, der ist ein Prog-Hero und der zieht schon massiv Leute, – aber wenn man bedenkt, dass Arena – und die sind wirklich eine hervorragende Band – im Reigen vor etwas mehr als 30 zahlenden Gästen spielten, das sagt ja eh schon alles. Man muss wirklich in kleineren Dimensionen denken, die Szene Wien ist z.B. wirklich eine coole Location, – aber, und jetzt kommt das aber, Barracuda Music holt im Dezember King Crimson für zwei Konzerte nach Wien! Also es bleibt spannend! Aber das ob und wie man eine international arrivierte Prog-Band für Wien buchen kann, das hängt oft vom Routing der Tour ab und da ist halt leider Wien oft nicht gerade auf der Strecke…
Was aber mit Sicherheit funktioniert, ist Floyd Division, weil diese Band einfach saugut ist! Es bleibt natürlich spannend, wie es mit den Hoffnungsträgern Sound Diary weitergeht und was er sonst noch an Prog-Kapazundern nach Österreich bringen wird, das bleibt abzuwarten. Aber Roman Bischof ist ein Kämpfer, der sich mit den Widrigkeiten der österreichischen Musikszene längst arrangiert hat und zielstrebig, ehrlich und geradeaus seinen Weg geht! In diesem Sinne: viel Glück für deine Bands und Projekte!
Interview by TOM PROLL
Weblinks: Floyd Division Homepage, FD facebook, Sound Diary Homepage, SD facebook