KAISER FRANZ JOSEF – „Make Rock Great Again“ (CD-Review)

Die Band Kaiser Franz Josef wurde 2009 in Wien gegründet und war im Mai 2010 Support Act der Hard-Rock-Ikonen AC/DC bei deren Konzert in Wels, OÖ, welches von 82.000 Menschen besucht wurde, was ja auch kein Schas ist. 2013 nahm die Gruppe an der Talentshow „Die grosse Chance“ des ORF teil und erreichte im Finale am 8. November nur den fünften Platz, was ein Schas ist. Die EP „How Much Is A Mile“ erschien auch am 8. November 2013 und wurde bei „iTunes Österreich“ sofort auf Nummer eins platziert. Die gleichnamige Single erreichte im Vertrieb von Columbia (Sony Music Austria) Platz 8 der österreichischen Charts. Im selben Jahr erschien auch noch das massive gepushte Debut-Album „Reign Begins“, welches schwer wie Blei in den Regalen der CD-Shops liegen blieb. Aber trotz massivem Hype, Omnipräsenz in allen Medien und Tonnen an Vorschusslorbeeren wollte die geplante und prognostizierte Weltkarriere der „neuen Led Zeppelin“ nicht und nicht zünden… Trotzdem oder gerade weil einige Herren den Erfolg unbedingt wollten, wurden sie im Mai 2014 auch noch mit einem „Amadeus Award“ in der Kategorie „Rock / Hard & Heavy“ ausgezeichnet. Was sie dann die letzten Jahre machten, darüber hüllen sie den Mantel des Schweigens. Jedenfalls versiegte der Hype mehr und mehr und die einstige Retro-Rock-Hoffnung Österreichs verspielte den Rang, den ihnen The Weight in den letzten beiden Jahren geradeso mühelos abgelaufen haben. Im Juni 2017 spielten sie dann vermutlich protektioniert auf der Hauptbühne des „Rock am Ring“-Festivals in Deutschland vor tausenden Menschen. Und dann „Rock im Park“„Nova Rock“ und „Wacken“. Na immerhin ein lässiges, herzeigbares Comeback! Und nun ist das zweite Album „Make Rock Great Again“ erschienen. Mal schauen, ob die drei frechen Wiener Rotzpipm die goscherten Schecks musikalisch einlösen können, die sie fast schon grössenwahnsinnig ausstellten…

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Das Cover ist immerhin schon mal witzig und der Kaiser hat sich angesichts der Tatsache, dass er schon seit 1916 mucks Maus tot ist, recht gut gehalten. Das Marketing-Konzept passt, aber daran ist es bislang ja eh nicht gescheitert. Bei ihrem Auftauchen wurden sie als „neue Led Zeppelin gehandelt, oder gar mit Black Sabbath oder Soundgarden verglichen. Nun, das ist alles aufgelegter Blödsinn. Als Retro-Rock-Act bedienen sie sich klarerweise bei den verschiedensten Heroen der 70er und 90er und waren damit in Österreich damals ziemlich alleine auf weiter Flur. Heutzutags müssen sie sich das Feld mit den grandiosen The Weight teilen und das wird sauschwer! Immerhin startet das neue Album „Make Rock Great Again“ mit dem Song „Slaughterhouse“ schon mal sehr heavy, Black Sabbath und/oder Led Zeppelin standen hier schon mal Pate, aber das hatten wir schon. Das Riff ist grandios, der Bass knurrt leicht distortet und der hypnotische Gesang kommt auch gut. Ein recht guter Song, der live sicher mega abgeht! Der nächste Song ist dann schon hitverdächtiger: „Believe“ hat einen starken Groove, ein fettes Riff, beisst brutal und der Chorus greift voll an. Ein geiles Gitarrensolo zaubert mir ein Lächeln ins Gesicht! So maken sie Rock great again! „Mirror“ beginnt mit der schon sehr abgedroschenen Floskel „Mirror mirror on the wall…“ und der Song an sich ist nicht schlecht, aber von der Sorte Musik hatten wir schon genug und irgendwie bin ich ja froh, dass der ganze Nirvana-Grunge-Scheiss durch ist… selbst Dave Grohl macht ja mit seinen Foo Fighters mittlerweile anständige Musik… Und dann schlägt auch noch „Inside My Brain“ in die selbe Kerbe… hm… nur – der Song ist wenigstens eine gute Komposition. Mit „Disguise“ wirds wieder heavy, sabbatig und auch Judas Priest lassen grüssen. Hervorragender Song, der fast schon eine Biker-Hymne werden könnte. Dann die aktuelle Single „Give It Up“, ein Rock-Song mit Pop-Zutaten im Stile der unvergessenen Tom Robinson Band. Da spielen sie wieder gekonnt ihre Stärken aus! Das ist sogar eine Art Police-Song auf etwas heftiger und das meine ich als big compliment!

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„Hear Me“ ist dann wieder etwas anders. Das ist fast schon Foo Fighters-verdächtig! Hier zeigt der Sänger, was er wirklich kann! „Alive“ geht auch gut ab! Hier haben sie eine saugute Komposition hingebastelt. Musikalisch geht das etwa in Richtung Blue Öyster Cult und der lässige Chorus ist schon sowas von paff!-gut! Respekt! Knallt dir alles um die Ohren, wie es eigentlich sein soll und dann spielt der Rotzer auch noch sehr lässig Gitarre! Was es mit dem Titel des nächsten Songes „Pinkenstein“ auf sich hat, bleibt in kryptischen Textpassagen verborgen… Musikalisch ist das Ganze eine Mischung aus Punk und Hard Rock und Post-Grunge… – also wenn man unbedingt stilistische Zuordnungen braucht. Das Gitarrensolo ist nämlich dann sehr bluesig ausgefallen und das brachiale Riff könnte auch vom genialen Jon Butcher sein! Mit „Stuck On You“ schliessen sie den Kreis zwischen „Zeppelin“, The Who und Ozzy Osbourne. Einer der wirklich geilen Songs auf diesem Album. Geile Komposition, amtliches Arrangement und alles solide eingespielt. „Bollywood“ ist dann wiederum fast schon 80er Melodic-Rock! Auch wieder ein Volltreffer in kompositorischer Hinsicht, mit einem Refrain zum Niederknien. Hier fehlen mir allerdings vielleicht ein paar Chöre, aber das ist Geschmacksache… Nach einer Mischung aus Queen und Max Webster klingt dann der 12. Track namens „Chuck“. Abermals eine Granate ersten Ranges mit einem rotzig frechen Riff, wie man es lange schon nicht mehr gehört hat! Das Album endet dann mit dem Song „Tinnitus“, einem Midtempo-Song mit leicht psychedelischen Anleihen und verschachtelt in zig Teile. Dennoch unspektakulär und mit 7 Minuten fast schon zu langatmig… Unterm Strich aber ein sehr gutes Album mit jeder Menge toller Songs, alles sauber eingespielt, teils super arrangiert und immer schön rockig und bockig. Die Gratwanderung zwischen traditionellem Classic Hard Rock/Metal und Grunge/New Rock ist gefährlich wie auch gewagt… Naja, man wird sehen. Im direkten Vergleich mit den Retro-Rockern The Weight haben ebendiese momentan die Nase vorn, ihr Erfolg ist hart erarbeitet, ihre geile Live Show ist das Resultat, wenn sich eine Band den vielzitierten Arsch abspielt. KFJ ziehen aber nach, können auf ein paar coole Gigs verweisen und haben soeben ein amtliches Comeback-Album aus dem Hut gezaubert. Das Debut-Album von The Weight kommt im November 2017 und dann wird man endgültig sehen, wer in Österreich der bessere Retro-Rock-Act ist! KFJ haben allerdings schon mal satt vorgelegt! Das wird also interessant!

Rating: 8,5 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

Kaiser Franz Josef sind: Hesham „Sham“ Abdelsalam (Leadguitar, Leadvocals), Pete Welfare (Bass) und Tom Pfundner (Drums)

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Über Tom 747 Artikel
X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.