PETER WAHN – „Wahn & Freude“, CD-Review

Peter Wahn (eine wortspielerische Abwandlung von Peter Pan) ist eine neue Band aus Oberösterreich. Der Bandleader ist Gregor Moser und dieser spielte schon mit Michael Kaun und Jochen Liesinger in den 80ern zusammen, und zwar in der damals regional sehr beliebten Band Mc Motty Crue. Irgendwann Ende der 80er trennten sich die musikalischen Wege, Moser schloss sich der neu gegründeten Band King Size an und die anderen gingen ihre eigenen Wege. Nach über 25 Jahren beschlossen sie, es nochmal gemeinsam zu versuchen, nur diesmal eben mit deutschen, ernsten Texten. Die Band versuchte es mit mehreren guten Sängern, die jedoch alle Probleme damit hatten, deutsche Texte glaubhaft zu interpretieren. Durch Zufall trafen sie dann in einem Studio die junge, freche Joy Mader, die ebendort gerade an ihrem Solo-Album arbeitete. Joy Mader aus Enns ist auch Sängerin der Band Bungee. Moser und seinen Mitmusikern gefiel die freche und unbekümmerte Herangehensweise der Ausnahmesängerin. Nach einer kurzen Jam-Session war dann schnell klar, dass sie ihren vokalen Lottosechser gefunden hatten! Die nun erschienene neue CD „Wahn & Freude“ wurde im bandeigenen Tonstudio aufgenommen und für Mix und Mastering zeichnet der renommierte Tontechniker Marcus Wippersberg verantwortlich. Und der hat seinen Job hörbar sehr gut gemacht!

PETER WAHN – v.l.n.r.: Michael Kaun, Gregor Moser, Jochen Liesinger und auf dem Poster Joy Mader.

Die CD „Wahn & Freunde“

Der erste Track „Borderline“ geht gleich ordentlich ab, eine saftige Rocknummer im Midtempo mit geilem Gitarrenriff und einer mächtig groovenden Rhythm Section. Dazu singt Joy Mader mit einer Hingabe zwischen rotzig frech und ehrlich berührt. Also das kann schon was! Bei „Sonne“ geht die Band ebenso zartbitter und medium hart zur Sache, der Song weist ein lässiges Gitarrensolo auf. Und über allem wieder diese unpackbare Frauenstimme, die irgendwie einen interessanten Spagat zwischen Nina Hagen und Nena schafft und dennoch absolut eigenständig klingt. Und  dann „Engel“, für mich einer der Highlights auf diesem Album. Musikalisch im selben Tempo und groovig wie die Sau! Einmal mehr Gesang de Luxe und dann ein etwas anderes Gitarrensolo mit funkigem Sound! Wirklich ein geiler Song mit Attitude. Bei „Fremdes Land“ geht es dann rotziger zur Sache, man hört Anleihen bei Rammstein und alles treibt ständig voran, Tempo, Groove und wieder diese Vocals… was für ein musikalischer Aufschrei! Mit „Bitte“ ist diese CD viel zu schnell vorbei und man hätte gerne noch mehr gehört! Der Song jettet immer zwischen langsameren, groovigen Teilen und rockigen Uptempo-Teilen hin und her und beschreibt im Text die Begehrlichkeiten, zu denen das Internet verlocken kann.

Den Bass spielt sehr groovig und betont banddienlich Michael Kaun, die Gitarren spielt sehr abwechslungsreich, mal aggressiv, mal sanft, ein gewisser Jochen Liesinger. Das Schlagzeug bedient kompetent und immer satt groovend Gregor Moser. Alle Texte stammen übrigens auch von Moser, der auch als Bandleader fungiert. Die neuen, frischen Leadvocals, die fraglos das Aushängeschild der Band sind, stammen von Joy Mader. Insgesamt einer der interessantesten Bands der letzten Jahre. Besonders die mutigen, aufrührenden und zum Nachdenken anregenden Texte heben Peter Wahn deutlich von anderen deutsch singenden Bands ab. Hier haben ein paar „alte Hasen“ des Rockbusiness mit einer blutjungen Ausnahme-Sängerin ein wahrhaft packendes musikalisches Ausrufezeichen gesetzt!

Ranking: 9 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

 

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.