STATUS QUO & URIAH HEEP in der Münchner Olympiahalle! (Live Review)

Dinosaurier-Treffen in der Münchner Olympia-Halle: am 30. November 2016 hatten sich Uriah Heep und Status Quo angesagt! Die Münchner Olympia-Halle ist ja eine meiner Lieblingshallen, was ich da schon alles sehen und hören durfte: Styx mit ihrer legendären „Paradise Theater Tour“, die legendären Max Webster, die unglaublich musizierenden Rush, die Kultband Greatful Dead, Whitesnake zu deren besten Zeit, AC/DC in ihren Anfangsjahren als 30 Minuten-Support Act (!) oder die fantastischen Eagles… alles schwerstens legendär! Und nun die unverwüstlichen URIAH HEEP und die auf Abschieds-Tour befindlichen STATUS QUO auf ihrer „The Last Night Of The Electrics“-Tour, später soll es die Band ja nur mehr akustisch und unplugged geben… Aber mal alles schön der Reihe nach…

Die Münchner Olympiahhalle war zu zwei Drittel tip top und sehr gut gefüllt. Wie immer organisatorisch alles sehr gut und wie immer gastronomisch der Albtraum. Die glücklicherweise unverwüstlichen Uriah Heep eröffneten den Abend pünktlich um 20:00 Uhr mit der Losgeh-Nummer „Gypsy“, Bernie Shaw stimmlich in Bestform und neuerdings mit einem Bierbauch. Heep spielten geil und druckvoll, eine Band, die nach all den Jahren, nach all den Höhen und Tiefen immer noch Spass am abrocken hat. Und die tausenden Fans vor der Bühne und auf den Rängen feierten die Band frenetisch! Ein Konzert mit Uriah Heep ist immer ein Erlebnis, aber hier in dieser ehrwürdigen Halle fetzte das noch um ein paar Klassen besser. Weiter ging es mit „Look At Yourself“ und das einzige verbliebene Ur-Mitglied, Gitarrist Mick Box, wusste seine Band zu Höchstleistungen anzuspornen! Und dann ein neuer Song: „The Law“ vom letzten Album „Outsider“, dem 24. Studio-Album, welches 2014 erschienen ist. Und dann die Uralt-Hymne „Sunrise“ vom „The Magician’s Birthday“-Album von 1972. Aber alles genial gesungen und auch die Chöre waren astrein! Auch die Instrumentalisten sind eine Klasse für sich, Hut ab! Bernie Shaw unterhielt die Leute teils auf deutsch, teils auf englisch und machte sich durch diverse Scherzchen überaus beliebt. Dann der nächste Hammer: „Stealin'“, der Mega-Hit vom 73er Album „Sweet Freedom“. Und tausende sangen fröhlich mit. Shaw bedankte sich artig für’s mitsingen und der nächste Song war dann „One Minute“, ebenfalls ein Song vom Album „Outsider“. Heep machten legendär weiter mit der Kult-Nummer „July Morning“ vom Album „Look At Yourself“ (1971). Herrlich interpretiert und so geil gesungen! Aber auch Orgel und Gitarre lieferten sich fetzige Duelle. Die ewige Mitgröhl-Hymne „Lady In Black („Salisbury“, 1971) stilisierten sie zu einer Mitmach-Orgie hoch und das Münchner Publikum feierte die Band ab, als gäbe es kein morgen! Es hält sich ja hartnäckig das Gerücht, dass Ex-Keyboarder Ken Hensley den Song anno 1970 ausgerechnet in München für eine Frau komponiert haben soll… Die Münchner jedenfalls feierten Uriah Heep megamässig ab und die Schlussnummer „Easy Livin'“ („Demons And Wizards“, 1972) ging fast im Applaus unter. Und bevor der legendäre Schluss-Song „Land Of Hope And Glory“, sowas wie die zweite britische Nationalhymne, erklang, zu der sich die Band artig bei den Fans verabschiedete und mehrmals verbeugte, verriet Bernie Shaw noch: „Rumors have it… Wir werden haben nächste Jahr ein neue Platte!!! Dürfen wir wieder kommen?“ Klar doch Bernie, jederzeit!!!

Kurze Umbaupause. Sehr kurz sogar, lobenswerterweise. Und dann ein bestens gelaunter Francis Rossi und seine ebenso legendären Status Quo! Der Sound war bei Uriah Heep schon nicht schlecht, aber bei Status Quo noch eine satte Latte besser! Und vor allem das Licht unterschied sich deutlichst! Wahnsinn, sogar bei diesen beiden, seit Jahrzehnten befreundeten Bands, gibt es eine kindische Art von „Vorgruppen-Denken“… Jedenfalls eröffneten Status Quo mit „Caroline“ vom Album Hello!“ (1973) geradezu standesgemäss. Es folgte das Dion-Cover „The Wanderer“, dem Bonus-Track von der Re-Issue-Version von „Back To Back“ 2006 (original Album ist ja bekanntlich von 1983). Weiter ging es mit dem Richard Supa-Cover „Something Bout You Baby I Like“ (Album „Never Too Late“, 1981). Klar tobte das Publikum in der Olympiahalle von Anbeginn, – waren das doch alles mehr oder weniger Gassenhauer! Das änderte sich aber spätestens mit dem nächsten Song „Rain“, einem doch wesentlich anspruchsvolleren Rocksong, der ursprünglich auf dem Album „Blue For You“ (1976) zu finden war. Francis Rossi hielt seine Begrüssungsrede und machte allerlei Späßchen, vor allem über sein Alter, ihm tue das Kreuz schon weh, allein wenn er daran denkt, dass er an diesem Abend noch eine ganze Weile auf der Bühne herumhüpfen muss… Und dann entschuldigt er sich, weil sich seine Gitarre andauernd verstimmt und er nach jedem Song nachstimmen muss: „I have a new guitar, cause my other guitars are older than me…“ Weiter gings mit “Softer Ride” („Hello!“, 1973) und dann fetzten sie uns „Beginning Of The End“ vom selbstironisch betitelten Album „In Search Of The Fourth Chord“ (2007) um die Ohren. Eine Spielfreude legten sie an den Tag, die niemals vermuten hätte lassen, dass es sich hier um die Abschieds-Tournee handelt. Also zumindest von elektrisch gerockten Songs, denn mit der „Aquostic“-Schiene soll es Status Quo ja weiterhin geben… Der nächste Song war „Hold You Back“ vom Album „Rockin All Over The World“ (1977). Und weil ein Status Quo-Konzert mit allen Hits ein paar Stunden dauern würde, spielten sie als nächstes ein tolles Medley aus uralten, alten und neueren Songs: “What Youre Proposing“/“Down The Dustpipe“/“Wild Side Of Life“/“Railroad“/“Again And Again“… was für ein Monstersong! Danach griffen sie ganz tief in die Mottenkiste und zauberten „Paper Plane“ („Piledriver“, 1972) aus dem schier unendlichen Songkatalog ihres jahrzehntelangen Schaffens! Als nächsten Song servierten die mehrfach runderneuerten Status Quo „The Oriental“ vom 2002er Album „Heavy Traffic“. Und gleich darauf vom selben Album den Song „Creeping On You“. Die Stimmung wurde immer besser und die Witze von Francis Rossi immer ironischer… Da kam „Gerdundula“ („Dog Of Two Head“, 1971) gerade recht. Bei der seinerzeitigen Veröffentlichung fast schon Progressive Rock und auch heute noch ein fester Bestandteil ihres unkommerzielleren Repertoires.

Das kann man vom nächsten Song „In The Army Now“ nicht gerade behaupten. Der Song vom Album gleichen Namens von 1986 stammt aus der Feder der Gebrüder Bolland, die unter Bolland & Bolland firmierten und bereits 1982 damit einen veritablen Hit landen konnten. Bolland & Bolland schrieben später sehr erfolgreiche Songs für Falco. Der wohl kommerziellste Song der Quo gipfelte dann in einem recht brauchbaren Drum-Solo names „The Caveman“. Und dann läutete das grandiose „Roll Over Lay Down“ („Hello!“, 1973) das Finale stürmisch ein und in der Olympiahalle gab es kein Halten mehr! Die Band schien richtig warm gelaufen zu sein und natürlich gab’s ab jetzt ausschliesslich Highlights! „Down Down“ („On The Level“, 1974), der unvergleichliche Jahrhundert-Hit aus meinen Jugendtagen fetzte derart lässig und frech um die Ohren, dass es den einen die Freudentränen in die Augen trieb und andere wiederum sprangen aus ihren Sitzen und tanzten wie wild! Was für eine Party! Darauf konnte sinngemäss nur mehr „Whatever You Want“ vom gleichnamigen 1979er Album kommen, Status Quo rockten nun im höchsten Gang und im roten Drehzahlbereich, das Publikum flippte aus und Quo setzten mit dem John Fogerty-Cover „Rockin All Over The World“ noch einen drauf und das war auch gleich die Abschlussnummer des regulären Sets! Danach ertönten minutenlange „Zugabe“-Rufe und Status Quo lieferten dann zuerst „Burning Bridges“ („Ain’t Complaining“, 1988) ab und fetzten dann relaxt und locker die beiden Songs „Rock’n’Roll Music“ und „Bye Bye Johnny“ als Mega-Medley in die Olympiahalle! Yeah! So muss Rock’n’Roll!!! Im Vorfeld habe ich bereits mehrere Reviews ihrer Konzerte gelesen und teilweise haben sich meine Musikjournalisten-Kollegen darüber aufgeregt, dass sich Status Quo auf ihrer Abschieds-Tour zu sehr auf ihren kommerziell erfolgreichen Hits ausgeruht haben, aber das stimmt nicht, Quo haben aus allen Schaffensperioden sowohl Hits als auch seltener gespielte Songs dargeboten und konnten in jeder Hinsicht voll und ganz überzeugen. Sie glänzten mit Spielwitz und Wortwitz und spielten ein absolut amtliches Set. Auch hinsichtlich Sound und Licht liessen sie nix anbrennen! Alle gingen sehr zufrieden nach Hause und hatte einen wunderbaren Konzert-Abend  zweier Rock-Legenden erlebt! Herz, was willst du mehr? Na eben…

Live Review by TOM PROLL

Beitragsbild by Herbert P. Oczeret

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.