STEEL PANTHER – „Lower The Bar“ (CD-Review)

Am 24. März 2017 veröffentlichte die Band Steel Panther ihr fünftes Studioalbum unter dem Titel „Lower The Bar“. Vorab wurde ein Musikvideo zum Cheap Trick-Cover „She’s Tight“ veröffentlicht, bei dem Cheap Trick-Sänger Robin Zander höchstpersönlich mitwirkte. Das Video zu „Poontang Boomerang“ wurde erstmals auf der Pornoseite Pornhub“ präsentiert. Veröffentlicht wurde das Album „Lower The Bar“ als Standard-CD, als Vinyl-LP, als „Deluxe Edition“ mit zwei Bonus Tracks und einem Lentikular-Cover, sowie als SHM-CD (Siehe Details am Ende des Artikels).

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Der Albumtitel soll laut Satchel eine Lebensphilosophie ausdrücken: „Jeder sollte sich daran halten, wenn er eine schöne Zeit erleben will. Es geht darum, die Erwartungen zu senken. Jeder Typ will beim Ausgehen immer die heissesten Bräute aufreissen, aber wenn du dir bewusst eine suchst, die nicht zu den größten Fegern zählt, hast du wahrscheinlich mehr Erfolg und vielleicht sogar besseren Sex. Die Menschen wollen dir immer einreden, dass du groß denken sollst, um im Leben Erfolg zu haben. Ich sage: denke klein und sei glücklich mit dem, was du hast.“ Satchel meinte in einem Interview mit der österreichischen „Kronen Zeitung“: „Speziell im Internetzeitalter sind es nicht nur Feministinnen, die uns hassen. Wir lieben Vaginas über alle Maßen und uns ist es scheißegal, was irgendjemand darüber denkt. Wir sind sicher die ehrlichste Band im ganzen Rock’n’Roll-Zirkus, weil wir unseren Gefühlen freien Lauf lassen. Was soll ich denn machen, wenn die Titten einer Frau schön sind? Sie nicht dafür loben? Eine Steel Panther-Show ist ein Sicherheitshafen für politische Unkorrektheit. Du kannst zu uns kommen und sagen, was immer du willst. Wir sind auf der richtigen Spur, sonst würden die Fans nicht unsere Alben kaufen und zu unseren Shows kommen. Die Hater suchen sich ohnehin immer die gleichen Punkte heraus.“ Womit hinreichend geklärt wäre, dass Steel Panther auch auf ihrem fünften Studio-Album nix anbrennen lassen und pornografische Texte wie eh und je auf die Menschheit loslassen!

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„Goin‘ In The Backdoor“ ist dann schon mal ein satter Rocker, mit Saft und Kraft, wie wir das von Steel Panther ja gewöhnt sind. Thematisch dreht sich alles einmal mehr um Anal Sex. Starr singt göttlich und Satchel geigt sich die Seele aus dem Leib. Alles auf hohem Niveau. „Anything Goes“ begeistert mit einem obergeilen Riff und freaky Keyboards und ist einer der besseren neuen Songs. Der Text ist eine Art „Fifty Shades of Steel Panther“„Poontang Boomerang“ ist eine jener Geschichten über diverse Fickereien, die Michael Starr so liebt. Musikalisch einmal mehr ein amtlicher Rocker. Aber auch nicht mehr. „That’s When You Came In“ ist dann die erste Ballade. Der Blowjob-Song geht zuerst mit Akustikgitarre recht brav ab, ehe Satchel fest draufdrückt und einmal mehr ein geiles Solo spielt. Absolut geiler Song, in jeder Hinsicht. Dann „Wrong Side Of The Tracks (Out In Beverly Hills)“ – einmal mehr eine lässige Rocknummer, textlich eine Bestandsaufnahme des dekadenten Stadtteils von Los Angeles. Da geht es bei „Now The Fun Starts“ schon wieder heftiger zu, was den Text betrifft, musikalisch groovt der Song im Midtempo. Kein schlechter Song, aber aus den Socken haut es mich grad auch nicht… Halt!  …das Gitarrensolo ist Weltklasse, aber das war zu erwarten! „Pussy Ain’t Free“ ist dann wieder typisch Steel Panther, ein Text über „all things sex“, gepaart mit Weisheiten a la Starr: „pay with your gray hair“… Dazu ein guter Losgeh-Rocker mit feinster Gitarrenarbeit, as ever… „Wasted Too Much Time“ ist dann textlich fast schon ein normaler Rock-Song, musikalisch jetzt auch nicht der grosse Rausriß… Das sieht bei „I Got What You Want“ schon wieder anders aus, denn das ist auch einer der besseren Songs des neuen Albums, textlich wieder im gewohnten Fahrwasser. Musikalisch ein grossartiger Song mit tollen Melodien und lässigen Gitarren. Dann Blues Harp bei „Walk Of Shame„, wieder wie gewohnt Lyrics mit all den „Perversitäten“ dieser Welt… Das Album schliesst mit dem Cheap Trick-Cover „She’s Tight“ und das ist auch schon der beste Song des Albums und den haben sie nicht selber komponiert…

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Was bleibt unterm Strich? Nun, die besseren Songs haben sie schon auf ihren Vorgänger-Alben geschrieben, Granaten wie „Death To All But Metal“, „Asian Hooker“, „Fat Girl“, „Bukkake Tears“ oder „Party Like Tomorrow Is The End Of The World“ sucht man auf dem neuen Album vergeblich. Klar, Steel Panther sind hervorragende Handwerker und sie spielen alles sauber auf den Punkt, lassen punkto Sound und Musikalität nix anbrennen, – aber die richtig guten Songs sind hier sehr rar. Es scheint auch, dass sie einen kleinen Wandel hin zu einer „seriösen Band“ vollzogen haben, denn auch das Cover ist weitaus nicht mehr so provokant und „geil“, wie man es von Steel Panther gewohnt war. Nun, es ist ein gutes Album, ein professionell und mit hohem Aufwand produziertes Album, mit einem kunstvollen Artwork und enormem Promotion-Aufwand seitens der Plattenfirma. Und es ist ja auch mit lässigen Songs gefüllt, nur – die Highlights fehlen, kein einziger Song, der einem das vielzitierte Gänsehautfeeling beschert. Am ehesten gelingt das noch„That’s When You Came In“. Und das ist schade, denn ich hätte mir weit mehr erwartet. Aber genau genommen ist es immer noch tausendmal besser, als der Schrott, der in den Format-Radios zu hören ist!

Rating: 7 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

Weblinks: Official Homepage, Facebook

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Die SHM-CD – Kurzform für Super High Material Compact Disc – ist eine Compact Disc, bei der der konventionelle Polycarbonat-Träger durch ein neuartiges Material ersetzt wurde. Erfunden wurde dieses Material 2006 von Universal Music Japan und JVC bei dem Versuch, besonders transparente LCDs herzustellen. Die Vorteile sollen sich schon beim Gießen des modifizierten Polycarbonats bemerkbar machen, da sich das flüssige Material präziser auf den Stamper auftragen lasse. Des Weiteren verringere die erhöhte Transparenz des Materials Auslesefehler des Lasers. Da es sich nur um eine Änderung des verwendeten Materials handelt, sind SHM-CDs in jedem normalen CD-Player abspielbar.

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.