PROLL GUNS – „Horseflesh BBQ“ (CD-Review)

OK, wenn schon eine Salzburger Band meinen Familiennamen in ihrem Bandnamen hat, muss ich mir doch glatt das neue Album mal näher reinziehen. Die PROLL GUNS aus Salzburg lieferten ja mit „And The Western Blood Runs“ schon eine geile CD ab und mit „Horseflesh BBQ“  soll nun der ganz grosse Wurf gelingen. Und soviel sei schon mal verraten: es ist ein aussergewöhnliches Album geworden! Aber alles schön der Reihe nach…

Die Musik:

Sie selbst nennen ihre Mucke „Western Trash Metal“, was auch immer das sein soll. Auf alle Fälle nix mit Country-Rock oder so. Andere Magazine haben ihren Stil schon als Banjo-Metal bezeichnet… Also rein in den Player mit der CD. Ok, „Texas Banjo Massacre“ hat im Intro ein Banjo, dann aber thrashige Gitarren, Monster-Riffs und Heavy Grooves und nach 2 Minuten ist der Spuk auch schon wieder vorbei. Nahtlos geht der Song über in den Titeltrack „Horseflesh Barbecue“, der wieder mit einem saftigen Whiskey-getränkten Riff aufwartet und dazu dann Vocals, die nach Whiskey und Schnaps riechen und nach Wüsten-Donnerwetter klingen… irgendwie geil, weil genau zur Musik passend. Die Proll Guns haben fast schon einen neuen Stil erfunden. Und Lemmy im Himmel hat eine Riesenfreude mit den Jungs! Ich auch. Soviel Saft und Kraft hört man schon recht selten und wenn dann die betreffende Band auch noch aus Österreich kommt, dann freut mich das umso mehr! Akustik-Gitarren eröffnen dann „From Texas To Hell“, ehe wieder messerscharfe Gitarren abbrettern, was der Kasten hergibt! Im Instrumentalteil in etwa der Mitte des Songs dann wieder Banjo-Klänge, gemixt mit heavy Guitars, einfach nur geil und dann ein sehr feines und dennoch dreckiges Gitarren-Solo. Der Song geht echt ab!

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Und dann am Anfang bei „Bloodgun Blues erstmal Saloon-Geräusche, dann eine Talk-Box (!) und wieder tonnenschwere Riffs! Ein Bluesiges Solo mit Talkbox-Einlagen macht dann klar, dass diese Rock-Cowboys keineswegs eine ulkige Jahrmarkttruppe sind, sondern ihr Handwerk absolut beherrschen. Ein fetziger Song, der abgeht wie die Sau, die Vocals immer eine Gratwanderung zwischen Motörhead-like Screamings und Growls. Diesmal gibts zum Schluss noch geile Wah Wah-Gitarren. „Fucking Troublemaker“ geht auch sofort ans Eing’machte, Judas Priest könnten hier Pate gestanden haben. Und das ist als Kompliment gemeint. Ein kompakter Metal-Song und nicht ganz so dreckig wie die vorigen Titeln und darum auch „Stadion-tauglicher“, geniale Gitarrenparts unterstreichen den Geilheits-Faktor dieser Band und an dieser Stelle muss auch mal erwähnt werden, das auch Bass und Drums nicht von schlechten Eltern sind! Sehr solide Rhythmsection, alle Achtung! „Reno Gang“ fährt die selbe Richtung weiter, nur diesmal hören sich die Proll Guns an, wie wenn ZZ Top auf Speed diesen Song eingespielt hätten! Affengeil allemal! Boogie-Metal, ha! Geil! Logisch, dass die Band wieder alle Register zieht und abgeht wie die schon mal zitierte Sau!

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Proll Guns machen Spass und ich kann mir denken, dass diese Band live das Ganze nochmal ordentlich toppt! Das machen sie auch beim CCR-Cover „Lookin‘ Out My Backdoor“, wo sich wieder kantige Metal-Gitarren, Akustik-Gitarren und Banjo treffen. Sie haben aus diesem Klassiker eine fetzige und rotzig freche Coverversion allererster Güte gemacht, das muss man sich erst einmal trauen und das muss man erst einmal können! Proll Guns könnens! Und dann das Meisterstück des Albums, der mit über sieben Minuten längste Song des Albums: „The Revolver“ kredenzt die nigelnaglneue Musikrichtung „Whiskey-Prog“ und da gibts Unisono-Parts ebenso zu hören wie Double-Bass-Drum-Attacken… alles sorgsam instrumentiert und trotz teils oberbrachialer Härte sehr intelligent arrangiert. Der Gesang flutscht meistens hart an der Grenze zum Gutturalen, aber das passt wie die Faust aufs Auge. Gegen Ende des Songs kramen sie nochmals die Akustikgitarre und das Banjo hervor. Ein hochinteressanter Song und einfach nur geil gemacht! „Execution“ ist dann wieder einer dieser fetzigen Songs, irgendwo zwischen Motörhead und Overkill angesiedelt, allerdings vielschichtiger und interessanter, ein richtiges Metal-Lehrstück mit „zakkwylde-igen“ Gitarren!

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Das Stück „Southern Slavery“ beendet diese CD, fängt mit Banjo an, dark screams im Hintergrund und eine Atmosphäre wie in einem Horrorfilm, dazu Soundeffekte und Gänsehauteffekt. Tja, wie fällt nun das Fazit aus? Also mit ihrer zweiten CD haben die Proll Guns jede Menge Fortschritte gemacht, haben ihren whiskeygetränkten „Western Trash Metal“ perfektioniert und sind als Songschreiber gereift! „Horseflesh BBQ“ ist ein kräftiges Album, bockt an allen Ecken und Enden und weist keinen einzigen Durchhänger auf! Und das Album macht den „ernsten“ und düsteren Texten zum Trotz durchwegs Spass, rockt echt ohne Ende und kann locker mit den etablierten Acts mithalten! Howdy boys, well done!!!

Rating: 9 von 10 Punkten!

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Das Cover-Artwork:

Oh Mann oh Mann… Also wer das „Artwork“ verbrochen hat, für den sollte man die Prügelstrafe wieder einführen! Heilige Scheisse ist das schlecht! „Coverartwork by Triton Style“ steht am Klapper… keine Ahnung wer das ist, aber er tut gut daran, sich hinter einem Pseudonym zu verstecken! Gemessen am ansonsten multiprofessionellen Promo- und Merchandising-Design ist es mir ein Rätsel, wie die Band das zulassen konnte… Alter Walter! hier haben sie sich selbst ins Knie geschossen… Macht das beim nächsten Mal besser, bitte!

CD-Review by TOM PROLL (mit der Band weder verwandt noch verschwägert, geschieden oder sonstwas…)

Line Up dieser CD:

  • Evil Patrone ED – Preacher, Bassman & Banjoplayer
  • The Burner – Riffhunter & Backscreamer
  • Cra-Y-Maker – Devil Drummer

Live Line Up:

  • Mad Max – Vocals
  • Evil Ed – Bass
  • Devil Drummer – Drums
  • Burner – Guitar
  • Freak – Showmaster
  • Shirley Colt – Showgirl, Dancing
  • Candy Rose – Showgirl, Dancing
  • Anger Man – Roadie

Weblinks: Offizielle Homepage, facebook

 

Historische Richtigstellung:

Horseflesh BBQ würde es in den USA niemals nie nimmer nicht geben!!! Pferdefleisch essen gilt in den USA als eine der schlimmsten Verfehlungen überhaupt. Das Pferd ist der Freund des Menschen, Pferde haben die USA gross und mächtig gemacht und so weiter. Dennoch sterben auch dort die Pferde: in Texas sind die weltweit grössten Pferde-Schlachthöfe… Das Pferdefleisch wird ausnahmslos exportiert, grösster Abnehmer ist die EU, also geht das meiste Pferdefleisch nach Rotterdam. Von dort hauptsächlich nach Frankreich, weil dort Pferdefleisch immer noch als Delikatesse gilt und sauteuer ist. In Österreich ist maximal der Pferdeleberkäse bekannt, auch als Hundefutter wird es gerne gekauft. Ausnahme: Wien! In Wien ist seit dem Ende des 2. Weltkrieges Pferdefleisch ganz normal am Speisezettel. Die Fa. Gumprecht mit Sitz in Enns und Wien kaufte Mitte der 90er die Fa. Horn, die in Wien sehr bekannt und beliebt war und übernahm deren Filialen-Netz. Pferdeleberkäse, Pferdewurst, Pferdefleisch… aber auch Konservendosen wie Pferdegulasch und Pferderahmschnitzel werden angeboten. Natürlich auch Pferde-Steaks zum grillen, also Barbecue (BBQ).

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.