THE FLIGHT OF APOLLO – „Sputnik“ (CD-Review)

The Flight Of Apollo ist eine Rockband aus dem Montafon in Vorarlberg mit einer im Silbertal versteckten Start- und Landebahn für ihr Raumschiff aus Hanf. Nach dem vielbeachteten Album „Jupiter“ (2011) kommt nun endlich der langerwartete Nachfolger in die CD-Läden: „Sputnik“ ist ab sofort erhältlich, als CD oder als Download. Zumindest das Info zum Release ist schon mal geil geschrieben: „Fasten your seatbelts, Ladies and Gentlemen! „Falcon Heavy“ war gestern, jetzt wird es Zeit für eine neue Weltraum-Mission. The Flight Of Apollo schiessen ihren „Sputnik“ ins Weltall! Lange war es still um die Montafoner Rockband, die sich nun brachialer denn je mit dem neuen Album im Laderaum zurückmeldet. Mit der aktuellen Platte verlässt The Flight Of Apollo rund um Captain und Frontsinger Johannes Ganahl den Erd-Orbit und begibt sich in die unendlichen Weiten des musikalischen Universums. Als Treibstoff dienen jede Menge harte Riffs, gepaart mit galaktischen Melodien und einer ordentlichen Portion Schub! Die fünfköpfige Crew konzentriert sich dabei wieder auf das Wesentliche – ehrliche, handgemachte Rockmusik, die sich aber keinem Genre verschreibt, sondern viel eher das Beste aus unterschiedlichen Richtungen zusammenträgt. Das kosmische Comeback der „Rebels Of Porn“! Get ready for take off!“ Na wenn das keine verlockende Aufforderung zu einem Rund-Flug mit dem Raumschiff Edelweiss ist? Ja und ein neues Video gibt es ja auch… aber alles schön der Reihe nach, der vierte Quadrant ist ja auch nicht an einem Tag kartiert worden…

Logbuch, Eintrag Major Tom, Sternenzeit 4.20-18: Bin schon gespannt, ob sie mich auf eine Reise zu musikalisch unerforschten Exo-Planeten mitnehmen, oder ob es schnurstracks ins nächste schwarze Loch abgeht! Das Album beginnt mit mächtigen Riffs und einer Geräuschkulisse, die sich dann wohlwollend in einen riff-betonten Rocker modernster Prägung wandelt wie ein klingonisches Chamäleon. „1st“ heisst der Opener, der im Chorus mit geilen Melodien aufwarten kann. Das Gitarrensolo kommt mit einer Menge an interstellarem Delay daher. Aber bis hierhin klingt alles saugut. So ein Einstand bringt das Comeback gleich mal in trockene Tücher! Ein tonnenschweres Riff dominiert den nächsten Track „Red Door“, der aber auch mit einem poppigen Refrain eine Vernunfts-Ehe eingeht, damit in Summe wieder ein cooler Song herauskommt. Leadvocals und Solo wissen zu gefallen, Abwechslungsreichtum pur und das nur in einem einzigen Song auf fünfeinhalb Minuten Länge! Herz was willst du mehr? Dann ein Akustikgitarren-Intro zum Song „Belong“ und wieder ein rifflastiger Track mit Chorus-Lines, die sich in die Gehörgänge schleichen wie vulkanische Würmer, auch Ohrwürmer genannt. Obwohl ich bekennender Anti-tiefer-gestimmte-Gitarren-Fan bin, hier bei dieser Band sind sie nicht so einfältig und aufdringlich, hier passt mir der Sound! Und der Song sowieso!

Der nächste Song geht gemütlicher in die Runden, klingt irgendwie nach Cheap Trick, was ein Kompliment ist. Dann wechseln sie von punkigem Rock zu Latin-/Flamenco-Klängen und da diese Musikrichtungen normalerweise Lichtjahre voneinander entfernt sind, nehmen sie hier die Abkürzung über ein Wurmloch. Guter Chorus, gewöhnungsbedürftiger Songaufbau und zum Schluss von „John Fancy“ ein Saufgelage, ehe der honiggesüsste Chorus finalisiert. „Utopia“ geht dann gleich wieder in die Vollen! U2 meets Nirvana meets Stoner Rock. Oder so. Es könnte sich aber auch um eine Aussenmission zu einem Jupiter-Mond handeln, zumindest der Soundtrack dazu könnte das sein. „Lonely Teardrops“ klingt nach Ballade, ist es aber nicht. Oder vielleicht das, was The Flight Of Apollo darunter verstehen? Auf alle Fälle abermals ein interessanter Song, ausserirdisch arrangiert und sicher durch musikalische Trümmerfelder pilotiert. Mit diesem Chorus hätte auch Tom Petty seine Freude gehabt! Mit „Crossfire“ wird es dann schnell, ungestüm und trotz mehrmaligem Hören als absolut unschubladisierbar einzuordnen! Hier scheint ihnen das Dilithium langsam auszugehen. Oder der Sauerstoff…

Aber keine Angst, der nächste Song „Rise And Fall“ rettet sie vor einer Bruchlandung auf Alpha Centauri und sie können mit dieser Song-Perle ihre interstellare Mission fortsetzen! Hier hört man phasenweise die Beatles heraus und alles, was eleganten Pop-Rock so hörenswert macht! „Good Bye Rational“ ist schon der vorletzte Song, der sie in die Erdumlaufbahn zurückkatapultiert, Turbulenzen umgehen sie mit einem schrägen Gitarrensolo, gespielt von Jürgen Ganahl (Krauthobel) und Bruder Johannes Ganahl. Der Song „Psycho“ klingt dann ähnlich dem Titel, messerscharfe Gitarren fräsen alles in Grund und Boden und schräge Vocals, die nicht einmal ein Kommunikator der neuesten Generation übersetzen kann. Da dies die letzte Nummer ist, gestaltet sich der Landeanflug als schwierig, wäre da nicht das lässige Gitarrensolo, welches die Schräglage stabilisiert. Eine sehr holprige Landung zwar, aber alle Musiker sind wohlauf!

Nun, die zweite Mission der Montafoner Raumfahrer wird als erfolgreich in die Geschichtsbücher eingehen. Sie haben erstklassiges Songmaterial mitgebracht, welches selbst den strengsten Sound-Bestimmungen der Borg oder Vulkanier jederzeit standhält. Warum sie mit ihrer zweiten Mission so lange gewartet haben, wissen die Götter oder vielleicht Douglas Adams… auf jeden Fall ist das Album ein Volltreffer, tolles Cover, Arrangements zum Niederknien und jede Menge Gitarren. Unerwartet geil sind die Vocals und die Chöre sind ebenfalls nicht von dieser Welt! Stilistisch raketieren sie sich absolut im Zeitgeist mit Warp 10 Richtung Spitze der Charts, wären die nicht schon längst im marsianischen Sumpf der Bedeutungslosigkeit verschwunden. Leider. Aber egal, beamt euch dieses superbe Album nach Hause und hebt mit The Flight Of Apollo ab! Mr. Spock würde sagen: faszinierend!

Rating: 9 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

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Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.