
Seinen Namen kennt man sehr wohl, sein Wirken mit Bands wie u.a. Espresso, Manfred Deix & Die Good Vibrations Band, Claudia K. und natürlich Rainhard Fendrich ist längst österreichische Musikgeschichte. Über Jahre hinweg tönte er tagtäglich aus dem Radio, wenn einer der unzähligen Hits von Fendrich gespielt wurde, denn die edlen E-Gitarrenklänge und Solos steuerte er bei: Mario Berger! Nun ist er aber seit Jahren anderwertig unterwegs, zieht die Akustikgitarre der E-Gitarre scheinbar vor und spielt nun statt fetzigen Riffs und erdigen Solos lieber virtuose Songs aus eigener Feder auf der Akustikgitarre. Was er mit seinem ersten Solo-Album „Latin Hearts“ (1997) begann, führte er über die Jahre konsequent fort und liefert nun mit „Sentimento“ erneut den Beweis, dass er wahrhaft wunderschön, gefühlvoll und virtuos in die Saiten greifen kann, wie nur ganz wenige seines Genres!
„Sentimento“ bringt 14 Kompositionen aus der Feder von Mario Berger, der die eigenen Stücke dann auch gekonnt zu Gehör bringt. Nur einmal bringt sich Sophie Abraham auf dem Stück „Hanno“ mit ihrem Cello ein und Verena Bruckner, die übrigens auch als Produzentin verantwortlich zeichnet, spielt „Ocean Drum“ auf „Waltz For Wilma“ und Percussions auf „Die Wüste“. Der Rest ist Mario Berger pur, ein fraglos gereifter Musiker und seine Gitarre! Und das genügt aber auch, denn längst hat er seinen Stil gefunden und gekonnt bedient er sich bei allen möglichen Stilen, egal ob Balkan-Jazz, mediterrane Folklore, Flamenco, Gipsy Style, Latino-Feeling oder aber auch Klassik, Blues und gefühlvollen Balladen. Berger hat sein Spiel stets auf grossartige Melodien aufgebaut und versteht es vorzüglich, Spannungsbögen aufzubauen. Er nimmt den Hörer mit auf akustische Gitarren-Reisen und genau so verschmitzt wie er grinst, weiss man nie genau, wohin die Reise geht… Aber er vermischt alles so einzigartig gut und gekonnt, dass man regelrecht zu träumen beginnt, den Ozean rauschen hört oder sein Knoblauchbrot mit Tsatsiki vor einer Taverne auf Kreta förmlich fast schon riechen kann…
Mario Berger hat hier ein Album voller erstklassiger Melodien, klingenden Überraschungen und berührenden Momenten geschaffen. Er demonstriert seine unglaubliche Virtuosität aber nicht, um zu zeigen, was er kann, sondern lässt in erster Linie die Musik atmen, lässt Töne frei, um sie dann in atmosphärischen Akkorden wieder einzufangen. Das ist die wahre Kunst, wenn einer mit seiner Akustikgitarre alleine spielt, sich praktisch selber begleitet und auch Bass-Linien selber spielt und drüber auch noch soliert wie ein Weltmeister wie z.B. auf „Die Wüste“. Berger schreibt Songs auf der Gitarre, keine Übungsstücke oder Demonstrations-Nummern seines vielsaitigen Könnens, nein, das sind richtige Lieder und den „Gesang“ übernimmt seine Gitarre, die den prägnanten Songs das Herz und die Seele gleichermassen ist. Und er arrangiert alles genialst, mal wild und ungestüm, dann wieder elegant und fröhlich, zärtlich und cool, lässig und leidenschaftlich!
Die Songs auf „Sentimento“ berühren und hinterlassen glückliche Hörer, sie erfreuen Herz und Seele, wecken Fernweh und bieten ein unverwechselbares, natürliches und vielsaitiges Klangerlebnis, dem man sich nicht entziehen kann. Immer wieder hört man sich dieses Album mit wachsender Freude an und staunt ob seiner kaskadenartigen, virtuosen Läufe den Hals rauf und runter („Quando Nao Estas“), oder labt sich an den wunderbaren Melodien, die allgegenwärtig sind und die sich ohrwurmartig in die Gehörgänge schleichen und Sress und Alltagssorgen sozusagen wegspielen! Was für ein tolles Album da der gebürtige St. Pöltner gezaubert hat, offenbart sich erst nach mehrmaligem Hören, dann dafür aber ist man von diesem Klangkosmos gefangen genommen und fliegt mit ihm auf eine neuerliche musikalische Weltreise, indem man das Album „Sentimento“ gleich nochmals spielt. Grandiose Songs, Gitarrenklänge auf internationalstem Niveau von einem Künstler, der längst seinen Platz auf dem Gitarren-Olymp auf sicher hat! Very well done!
Rating: 9 von 10 Punkten!
CD-Review by TOM PROLL
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