CHRIS REA – „Road Songs For Lovers“ (CD-Review)

Eigentlich mochte ich den Chris Rea immer. Er war nicht nur ein Garant für tolle Songs mit schönen Melodien, er konnte immer schon sehr lässig Gitarre spielen. Und mit „Driving Home For Christmas“ hat er eines der wahrscheinlich schönsten Weihnachtslieder ever komponiert und rausgebracht. Und dann wäre dann da noch seine markante Stimme, diese rauchige aber dennoch samtige Stimme. Klingt ja alles schön und gut. Nur irgendwann hat er sich in einem Anfall altersbedingter Rückbesinnung auf musikalische Wurzeln dem Blues verschrieben. An sich ist am Blues ja nix auszusetzen, aber so wie Chris Rea sich von einem Tag auf dem anderen vom gehobenen Pop-Rock kommend, sich dem puristischen Blues angebiedert hat, war schon eine Geduldsprobe für die Gehörgänge. Nun hat er ein neues Album. „Road Songs For Lovers“ verbindet nun seine beiden Welten und das klingt nun wirklich gar nicht so schlecht!

Das Album beginnt mit „Happy On The Road“, wo er im schaumgebremsten Tempo Blues und Country verbindet. Im Chorus lässt er dann zu, dass sich der Song vom Blues wegbewegt und das tut hörbar gut. Sein Slidespiel ist auch hörenswert. Für „Nothing Left Behind“ steigt er dann auf die Bremse, eine Slow-Ballade, wie man sie von ihm ja schätzt und liebt begeistert die Gehörgänge und spätestens wenn dann die Ziehharmonika einsetzt, wird’s sogar noch kitschig. Dann kommt der Titelsong „Road Songs For Lovers“ und der kommt im treibenden Midtempo daher, ein Autobahnsong sozusagen. Aber auf der ersten Spur. Driftin‘, cruisin’… zu seiner Liebsten. Ein sehr schöner Song mit geradezu weinenden Slidegitarren, geradeso, als müsste der Stau erst noch erfunden werden… „Money“ beginnt dann schräg und klingt im ersten Moment nach Filmmusik, die Trompeter hätten ohne weiteres etwas üben dürfen… Ein grooviger Bass scheint dann doch noch eine Art Song zu kreieren, er selber singt vom Geld und alles was sich drum rum so abspielt. Und immer noch diese unsäglichen Trompeten und zu allem Überfluss kommt jetzt auch noch eine Klarinette dazu. Pfuh, das muss man gehörtechnisch erst einmal aushalten… Danach entschädigt „Two Lost Souls“ wieder für alles! Eine astreine Chris Rea-Ballade in oberster Qualität. Ein jazziges Piano und seine zartbittere Stimme, so kennt man ihn und so liebt man ihn! Grandios!

„Rock My Soul“ ist danach auch nicht schlecht. Plätschert aber zu sehr dahin. Ein Albumfüller. Dafür beginnt „Moving On“ gleich mal interessant und groovt sich dann weg, dass es eine wahre Freude ist! Ein guter Song, der wieder seine Qualitäten klar hörbar macht und nur mehr peripher mit Blues assoziierbar ist. Eine wirklich gelungene „Road-Ballade“, die sogar groovt! „The Road Ahead ist dann dafür eine astreine Blues-Nummer. Derartige Blueserln hat man schon tausendmal gehört. Da reisst auch seine Slidegitarre und sein Gesang nix raus. Dafür ist dann das mystische Lied „Last Train“ wieder so ein Song, bei dem man nicht genau weiss, ob man ihn gut finden soll oder ob des traurig schaurigen Themas weiterdrücken soll. Aber wer mag schon Lieder über den Tod? Chris Rea scheinbar. Morbider Sound, und heulende Slidegitarren und dazu spricht er mehr, als er singt. Doom-Blues mit leichten Rock-Einflüssen. Kann man mögen, muss man aber nicht… Und nach diesem Ausflug in die Welt des Todes dann eine zärtliche Liebesballade. Spinnt der oder gehört das so? Auf jeden Fall ist „Angel Of Love“ wieder so ein Song, den man immer wieder und immer wieder hören will! Eine verdammt richtig gute Slow-Ballade mit allem, was diesen grandiosen Musiker so auszeichnet! Diesen Song muss man mögen!

Mit „Breaking Point“ wird es kurz vor Schluss noch einmal ganz ruhig und leise, fast schon traurig. Eine Stimmung zwischen verlorener Liebe, Trauer und Schmerz. Ein guter Song, aber etwas eintönig und vielleicht etwas zu weinerlich… Dann „Beautiful“, – ein Song der nicht wesentlich schneller ist als die Vorgänger-Nummer, aber ungleich herzlicher und mit einer Hingabe gesungen, dass Eisberge schmelzen! Eine atemberaubende Liebes-Ballade, leicht jazzig angehaucht und unpackbar gut gesungen! Diese Nummer versöhnt auf der ganzen Linie und ist so dermassen schön, dass ich mich gar nicht getraue, ihm eine allzu schlechte Bewertung zu geben… Unterm Strich ein gutes Album mit einigen sehr guten Songs, einigen Seltsamkeiten, einer Nullnummer und mindestens 3 Jahrhundert-Songs! Hm, tja… aber allein schon wegen der Jahrhundert-Nummern sollte man dieses Album gehört haben!

Rating: 7 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.