ILLUMENIUM – „Towards Endless 8“ (CD-Review)

Wer hat sie nicht schon mal gesehen oder mit ihnen gesprochen oder ihnen eine CD abgekauft? Die Rede ist von den Bandmitgliedern und Freundinnen (PR Girls?) der Band Illumenium aus Estland, die gnadenlos auf Dauer-Tour ist und ihre Reisen mit Konzert-Gagen und eben dubios/offensiven CD-Verkaufsaktionen finanziert. Dabei agieren sie seit Jahren nach dem immer gleichen Muster, meist schicken sie die Freundinnen vor, niedliche blonde Mädchen, die mit einem Mix aus gebrochenem Englisch und gebrochenem Deutsch seit Jahren immer die gleiche Masche abziehen: sie sprechen Leute an, die entweder lange Haare haben, Metal-T-Shirts tragen oder sonst irgendwie nach „Rock“ oder „Metal“ aussehen und stellen dann immer die gleichen Fragen: „Do you speak English?“ und dann „Do you like Rock?“ usw. und wollen dann Promo-CDs im Kartonschuber verkaufen. Sektengleich trainiert oder nur hoch motiviert? Aber es stellt sich die Frage, ob es eine richtige Band überhaupt nötig hat, derart zu betteln und Offensiv-Marketing auf Parkplätzen und in Einkaufs-Centern zu betreiben… Oder ist es genau der Weg, den eine Band heute gehen muss? Auf alle Fälle leben die Musiker und ihre Freundinnen ganz gut dadurch… Illumenium ging 2014 aus der estnischen Band Defrage hervor, die dieses Konzept ebenfalls jahrelang durchzog, damals noch unter dem zwielichtigen „Manager“ Alo Puusepp. Von diesem haben sie sich scheinbar getrennt, nicht aber von seinem Marketing-/Bettel-Konzept und auch der selbe Vergleich wie schon 2012, nämlich, dass die Band wie Whitesnake (!) klinge, hinkt anno 2017 mehr denn je… Aber OK, normal sind diese „Verkäufer“ unglaublich penetrant, manchmal sogar aggressiv, doch diesmal gab es sogar eine CD gratis. Also für ein Review. OK, das Album „Towards Endless 8“ stammt bereits von 2016 und soll angeblich nach Whitesnake (?) klingen… na mal reinhören…

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„For My Old Friend“ geht schon mal ordentlich los, der Sound ist optimal gemischt, man könnte den Song am besten mit „U2 meets In Flames“ beschreiben, wobei die Growls ziemlich doof klingen. Der Hauptsänger Kari Kärner macht seine Sache recht gut, aber – wie gesagt – von Whitesnake ist das kilometerweit entfernt! „Dream Made Of Stone“ ist dann auf die selbe Art gestrickt, gediegener Anfang, gute Vocals und irgendwann heftige Riffs und rotzige Vocals, dann ein brauchbares Gitarrensolo und glücklicherweise keine Screams und Growls! Beim nächsten Song „Jackal“ wurde das selbe Strickmuster angewandt, softer Beginn, dann heftige Riffs und ein knackiger Chorus, Delay-Gitarren bis zum Abwinken, aber alles sauber gespielt, besonders der Drummer Raigo Tüür sticht hervor! In der Mitte wiedermal schlechte Growls von Andre Kaidas, den man ohne Gewissensbisse ruhig aus der Band werfen könnte! „My Last Cocaine“ schlägt in die selbe Kerbe und stellt vor allem dem Mastermind und Leadgitarristen Kevin Presmann ein sehr gutes Zeugnis aus. Einer der besseren Songs des Albums. Beim nächsten Song „La Bruja“ geht es dann endlich mal etwas heftiger zur Sache, hier passt einfach alles, und es hört sich irgendwie nach A Flock Of Seagulls on speed“ an… Aber es rockt verdammt gut! „Save Us From Religion“ geht wieder im Einheits-Tempo vorangegangener Songs los, vielleicht sogar etwas schaumgebremster… Der Refrain ist aber gut gesungen und der Text hat auch was! Später dann noch lässige Gitarrenarbeit. Gefällt mir gut! „We Are Metal“ ist dann nicht das, was man aufgrund des Songtitels glauben könnte. Also kein Metal, sondern psychedelischer Hardrock mit beschissenen Growls. Es wird zwar im Laufe des Songs immer metallischer, aber es wird konzeptlos draufgedroschen, was der Kasten hergibt. Ein Füller, mehr nicht… Dafür gefällt der Titeltrack „Towards Endless 8“, der wieder klare Strukturen und lässige Melodien hat. Hier merkt man, dass die Jungs schon was drauf haben. Ein wirklich guter Song! „The Sick Letter“ geht dafür dann wieder mit Bomben und Granaten unter. Verzerrte Vocals erzeugen zwar eine gewisse Mystik, aber das alleine reisst den schwachen Song auch nicht raus… Und der war ja auch schon in der Defrage-Version sauschwach, – warum man den aufgewärmt hat, verstehe ich nicht wirklich… Anders wieder bei „My Own Way“, wo uns Illumenium einen erstklassigen Song präsentieren, der beinahe als Ballade durchgehen könnte, wäre er nicht so nervös arrangiert worden. Aber ein guter Song allemal! „Bulgaria“ hat zwar anfangs ein recht freches Riff und einen lässigen Groove im Verse aber dieses bekannte Schema, dieser abgenutzte Soundkonstrukt seit Defrage-Zeiten, nerven langsam…

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„Save Us From Religion 2“ ist dann mystisch-gotisch und psychedelisch-metallisch und ein weiterer Füller auf diesem Album. Dafür gefällt „Hotel Breakers“ wieder mit fetzigem Tempo und geilen Gitarren, Kärner singt hier fast schon sensationell und der Song geht insgesamt runter wie Öl! Herrlich! „Shot Locker“ schlägt in die selbe Kerbe, lässige Vocals und gute Melodien. Cooler Groove und sägender Refrain. „Incomplete“ ist dann wieder so eine Halbballade, die gut anfängt, aber je länger sie läuft, ins Bedeutungslose abdriftet, leider… „The Facebook“ ist dann der totale Durchfall, sorry aber hier growlt einer völlig sinnlos herum und die ansonsten sehr guten Leadvocals enttäuschen hier ebenso. „Stairway To No Heaven“ klingt vom Titel her schon mal interessant, ist dann auch ein guter Song mit guten, eingängigen Melodien. Diese Halbballade ist seltsam instrumentiert, nur die Leadgitarre ist halbwegs zuordenbar… Mit „We Never Die“ haben Illumenium dann noch einen guten Song auf Lager, der in ihrem bewährten Strickmuster gestrickt ist und mit einem kräftigen Chorus zu begeistern weiss. Die Gitarrenarbeit ist wieder sehr U2-like, aber das macht nix. Unterm Strich ein recht gutes Album mit Songs, die man auch schon von Defrage her kennt, mit streckenweise fantastischen Songs aber auch einigen Füllern. Fakt ist: nur etwa ein Viertel der Songs sind tatsächlich neue Songs, der Rest sind neu aufgenommene Defrage-Songs! Illumenium haben sich nicht recht weit von Defrage entfernt, kein Wunder bestehen Illumenium doch aus zwei Drittel der ehemaligen Defrage. Wobei Defrage der wesentlich bessere Name war…  Aber egal, die Jungs aus Estland ziehen fleissig herum, spielen demnächst wieder mal am Nova Rock und werden wieder durch Kaufhäuser, Passagen, Parkplätze, Fussgängerzonen, Gastgärten und Freibäder ziehen, um Leuten ihre CDs auf die Nase zu drücken. Gut, nun wisst ihr ja, wie diese dann klingt! Also auf gar keinen Fall nie und nimmer nach Whitesnake!!! Und ob dieses fragwürdige „Marketing-Konzept“ der Hammer ist oder nur nervig und störend, das muss jeder für sich selber entscheiden. Tatsache ist, dass das Internet mit negativen Reaktionen darauf überquillt. Gelinde gesagt, diese Mischung aus „Betteln“ und „Auf’s Aug‘ drücken“ geht den Leuten da draussen ziemlich am Arsch!

Rating: 5 von 10 Punkten!

CD-Review by TOM PROLL

Weblinks: Official Homepage, Facebook, Stormbringer-Story

Tom
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X-ACT Music Magazine - Gründer, Erfinder, Herausgeber, Medieninhaber, Chefredakteur, Design, Logo-Creator. Sonst noch: Gitarrist, Composer, Arranger, Producer, Bandleader.